Aufbruchstimmung

11. Januar 2024

 

foto Zuletzt im Juli vergangenen Jahres sinnierte ein Beitrag hier über den anhaltenden Zustand der Siloisierung im Netz und die Vorzüge des eigenen Webauftritts. Ergänzend kann nach ersten Schritten auf Mastodon gesagt werden, dass dessen Kommunikationsprotokoll endlich die Offenheit und Funktionalität liefert, die vielen anderen Plattformen fehlt.

Natürlich ist es damit ein mächtiger Kommunikationskanal. Insbesondere, da eine organisch wachsende Infrastruktur aus Servern eine dezentrale, resiliente, solide Grundlage bildet. All das ist nicht neu, das Fediverse gibt es schon seit ca. 2008, je nach Blickwinkel auch länger. Dennoch gewinnt es erst an Bedeutung, seit es stärker genutzt wird und eine breitere Öffentlichkeit darüber erreichbar ist.

Kommunikation in beide Richtungen

Die ideale Ergänzung für eigene Inhalte ist es, Online-Aktivitäten so zu kommunizieren, dass die Information möglichst viele Menschen erreicht, idealerweise bevorzugt jene, die daran auch interessiert sind.

Das ist die Stärke des Fediverse. Anders als RSS ist es keine Einbahnstraße. Alle können sich zu Inhalten austauschen und darüber in Verbindung treten, z.B. kommentieren, 'liken' oder Teile weiterempfehlen. Diesen 'Rückkanal' hat es so zuvor nicht gegeben.

Wie im Internet einzelne Server Inhalte bereitstellen und untereinander mit Links verbinden, können auch einzelne Nutzer einfach über ihr Fediverse-Benutzerkonto direkt miteinander kommunizieren. Die Teilnehmer müssen dafür nicht alle auf derselben Plattform sein, die 'Plattform' ist einfach das Internet.

Ausblick

Ein wesentlicher Faktor, der langfristig dem Fediverse mehr Zulauf bescheren könnte, ist dessen Offenheit, die auch von der Standardisierung durch das World Wide Web Consortium profitiert.

Es ist mit einem Mal vollkommen einerlei, wo die Menschen ein Benutzerkonto haben. Das Fediverse lässt Grenzen von Plattformen zurücktreten und bei der Kommunikation ganz verschwinden. Genau diese Eigenschaft lässt Betreiber von Plattformen wie Meta oder Google langfristig überflüssig werden, wenn sie ihren Nutzern, wie im Augenblick, nicht die selbe Offenheit gewähren.

Bei Meta hat man das erkannt und den neuen Dienst 'Threads' für aus dem Fediverse eingehende Kommunikation geöffnet. Nutzer des Fediverse können Nutzern auf Threads folgen und deren dortige Inhalte kommentieren. Das nutzt aber zunächst einmal nur Meta, da von außerhalb von Threads auf dortige Inhalte verlinkt wird, also letzlich Nutzer 'von außen' auf die proprietäre Plattform von Meta gezogen werden.

Es bleibt abzuwarten, ob auch der umgekehrte Weg implementiert wird, bei dem Nutzer von Threads auch Nutzern im Fediverse folgen und deren dortige Inhalte kommentieren können. Solche Links würden Nutzer von der Plattform Meta wegführen, was Meta bislang mit allen Mitteln zu verhindern suchte.

Was Nutzer von Meta zudem gerne ausblenden oder schlimmstenfalls überhaupt nicht wissen, ist der große Einfluss, den Meta selbst auf die Kommunikation auf Instagram, Facebook und Threads ausübt. Weitreichende Filter sorgen dafür, dass Nutzer es zwar kaum mitbekommen, aber dennoch nie die uneingeschränkte Vielfalt an Inhalten aller anderen Teilnehmer präsentiert bekommen und umgekehrt.

So machen es alle proprietären Plattformen und das gibt es im Fediverse nicht. So oder so hat es für Nutzerinnen und Nutzer nur Vorteile, den großen proprietären Plattformen den Rücken zu kehren.





 

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