Moderne Zeiten

25. Dezember 2025

 

fotoEs ist stellenweise recht still hier im Journal und Teile dieser Stille sind Umständen geschuldet, die nicht hierher gehören und auf deren Eintreten ich nur zu gern verzichtet hätte. Andere Gründe hingegen sind durchaus berichtenswert und sollen heute einmal in diesem Beitrag zur Sprache kommen.

Über Feiertage oder »zwischen den Jahren« ist oft eine gute Gelegenheit, ein wenig den Kopf frei zu bekommen vom sonst laufenden Alltag. Dabei gelangen dann alle möglichen Dinge in den Sinn wie zum Beispiel der grundlegende Wandel, der überall um uns herum in vielfältiger Weise stattfindet.

Moderne Zeiten

Wir haben für uns erst kürzlich bewußt entschieden, uns in Teile dieses Wandels einzuklinken, uns daran zu beteiligen. Die Entscheidung kommt spät, profitiert damit allerdings von einer gewissen Reife der betreffenden Dinge.

Es geht um die Energiewende: Die Medien, die Politik, wie auch öffentliche Diskussionen sind schon lange voll davon. Aber es ist etwas anderes, jene Diskussionen nur mitzuverfolgen als selbst daran mitzuwirken. Aus der Sicht Mitwirkender sind dann gleich auch einige Unsinnigkeiten besagter Diskussionen zu erkennen, die nicht zur Ablenkung vom Wesentlichen geraten dürfen. 

Klar ist auch, dass es neben einem gewissen Wunsch zur Veränderung nicht ohne Investition geht. Investition von Zeit und Geld. Aber das sollte eigentlich selbstverständlich sein, man bekommt nichts geschenkt, muss etwas hineinstecken um etwas herauszubekommen. Hier soll es daher nicht darum gehen, was es kostet, zumal sich die Maßnahmen langfristig »rechnen«, nachhaltig wirken, um einen vielbemühten Begriff zu verwenden. 

E-Auto

Im September entschieden wir uns für ein Elektrofahrzeug, was kurioserweise zufällig genau in die hierzulande aufbrandende Diskussion um das Verbrenner-Aus fiel. Inzwischen ist das Auto gefertigt und geliefert worden, ein außergewöhnliches und schönes Weihnachtsgeschenk gewissermaßen. 

Dem ging mehr Recherche und Einarbeitung voraus als wir dachten und uns lieb war. Ein derartiger Technologiewechsel ist eben von mehr Änderungen begleitet, als eben schnell einmal einen über Jahrzehnte gleich gebliebenen Zustand auf den neuesten Stand zu bringen.

Nun fahren wir rein elektrisch und können die erwähnten Diskussionen zu Verbrenner-Aus und E-Mobilität im Allgemeinen überhaupt nicht nachvollziehen.

Solaranlage

Ich habe geraume Zeit daran gearbeitet, den Stromverbrauch unseres Haushalts zu untersuchen und zu verringern. Hier ließen sich in der Vergangenheit einige Erfolge erzielen, aber nun sind wir an einem Punkt angelangt, wo sich auf der Verbrauchsseite nicht mehr viel einsparen lässt. Es galt, sich der Erzeuger- und Bezugsseite zuzuwenden.

Schließlich nun endete eine geraume Recherche-, Anfrage- und Angebotsphase mit einer Auftragserteilung. Wir haben uns entschieden, jetzt eine Solaranlage installieren zu lassen.

Ich dachte lange, dass sich das für uns nicht lohnt, weil unsere Dachfläche recht gering ist. Für einige Zeit dürfte das auch gestimmt haben, aber die Leistungswerte aktuell erhältlicher Solarmodule versprechen mit jener Fläche inzwischen eine unerwartete Stromausbeute, die unseren Bedarf in großen Teilen eines Jahres übertrifft. 

Zahlreiche Anfragen zeigten, wie nah beieinander die Anbieter meistenteils sind und lassen uns seriöse von unseriösen Angeboten gut unterscheiden. Die Vielfalt erlaubte es uns, letztlich einen lokalen Anbieter und deutsche Komponenten auswählen zu können, ohne zu hohe Mehrkosten im Vergleich zu Anbietern aus Fernost in Kauf nehmen zu müssen.

Status hierbei ist daher nun: Es ist amtlich, der Auftrag erteilt. Ab Februar wird unser Dach eine Leistung von 8,1 kWp liefern und unseren Bezug vom Energieversorger auf rund 10% des heutigen Verbrauchs drücken. Zugleich wird eine Lademöglichkeit für das E-Auto geschaffen, die vom Hausstrom gespeist ist und die Mitnutzung von selbst erzeugtem Solarstrom unterstützt.

Stromtarif

Ich war bislang kein Fan von hektischen Wechseln des Stromtarifs und bin damit rückblickend betrachtet nicht allzu schlecht gefahren. Inzwischen ist jedoch ein Wechsel dringend geboten. Bald nach der Inbetriebnahme der Solaranlage wird der Wechsel zu einem Lieferanten von 100% grünem Strom zu aktuell günstigsten Konditionen die Kosten für das verbleibende Maß an fremdbezogender Energie spürbar verringern und zugleich dafür sorgen, dass über diesen Weg keine fossilen Energien gebraucht werden.

Wärmepumpe

Vom ursprünglichen Ziel, Wärmepumpe und Solaranlage aus einer Hand und in einem Schritt zu installieren, mussten wir uns verabschieden. Mehrere Anbieter hatten unsere bauliche Situation mit sogenannter »Dachzentrale« und fehlenden geeigneten Flächen in Außenanlage, Fassade und Dach geprüft und von der Installation einer Wärmepumpe abgeraten bzw. diese regelrecht abgelehnt. Fair, wenn man bedenkt, dass unseriöse Anbieter einfach eine Wärmepumpe hätten installieren können, die dann im Nachhinein den Erwartungen nicht gerecht geworden wäre.

Kürzlich haben wir aber einen Experten aus der Gegend gefunden, der bereits Referenzen für zahlreiche umgesetzte Projekte vorweisen kann, die ziemlich genau unserer Situation entsprechen. Es wurde jeweils eine Luft-Wasser-Wärmepumpe innen unter dem Dach mit speziellen Be- und Entlüftungswegen installiert, die über das Dach nach außen führen. Das wäre genau, was für unsere bauliche Situation passen könnte und wird im kommenden Jahr angefragt.

Kleiner Exkurs: Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe nutzt die Luft als Wärmequelle und gibt diese an einen wasserführenden Heizungskreislauf im Haus ab: Das erwärmte Wasser fließt durch Rohre und erhitzt so Heizkörper und bei Bedarf auch Brauch- und Trinkwasser.

Derweil ist die zwischenzeitlich von der Politik beschlossene Verpflichtung der Gemeinden, eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen, eher ein Hemmschuh als ein Wegbereiter hin zu einer Energiewende im privaten Sektor. Unsere Gemeinde lässt nach meinem Empfinden jedenfalls keine Ansätze erkennen, die konkret für uns nutzbar sind. 

Allen Widrigkeiten zum Trotz werden wir demnächst kein Gas für Heizung und warmes Wasser mehr benötigen und damit weiteren Preisanstigen für Gas entkommen sowie den in unseren Breiten nun einmal nötigen Energieaufwand in diesem Sektor komplett mit erneuerbarem, grünem, teilweise selbst erzeugtem Strom bestreiten.

Zwischen-Fazit heute

Das Projekt Energiewende ist für uns noch im Gange. Ein generalstabsmäßiger »Rundumschlag« wird nun im kommenden Frühjahr oder Sommer unsere vollständige Umstellung auf geringstmögliche CO2-Emissionen sowie weitestgehnde Unabhängigkeit von großen Energieversorgern und kommunaler Wärmeplanung bewirken.

Auf dem Weg dorthin uberraschten und überraschen uns immer wieder ungeahnte Hürden, die aus unserer Sicht vermeidbar wären, insbesondere, wenn man bedenkt, wie hier bei uns schon seit Jahren beteuert wird, dass Deutschland CO2-neutral werden will.

Die aktuelle Regierung erweist sich in diesem Punkt in erschreckender Weise als unfähiger, unwissender, fehlgeleiteter Verhinderer (Aus vom Verbrenner-Aus, gebremster Aufwuchs von Wind- und Solarenergie, uvm.). Aber auch eine fachmännische Beratung und Umsetzung zu vernünftigen Preisen ist weitaus schwerer zu finden als allenthalben der Eindruck erweckt wird. Die typische »Kunde droht mit Auftrag«-Situation gepaart mit verblüffender Ignoranz und jeder Menge fehlendem Fach- und Detailwissen.

Dennoch bislang erreicht haben wir:

  • Wir fahren rein elektrisch mit einem Kleinwagen (Ausnahme: Reisen und Ausflüge mit unserem VW-Bus-Camper). 

In Kürze kommt hinzu (bereits beauftragt): 

  • Die Lademöglichkeit des E-Autos vom entsprechend ertüchtigten Haushaltsstromanschluss.
  • Die Deckung von 90% unseres bisherigen Stromverbrauchs mit selbst erzeugter Solarenergie.
  • Damit einher gehend: Die Möglichkeit des Verbrauchs eigenen Solarstroms zur Ladung des E-Autos. 

Bald kommt hinzu:

  • Der Wechsel des Stromtarifs (wenn die Solaranlage in Betrieb ist)
  • Die Heizung und die Warmwasserbereitung ohne Gas.
  • Einsparung von Kosten der Wärmeerzeugung durch Entkoppelung vom Gaspreisanstieg und teilweise durch eigene Stromerzeugung für Wärmepumpe und Warmwasserbereitung.

Sehen wir einmal von den CO2-Anteilen der Produktion von Waren, Gütern und Dienstleistungen ab, ist unser Haushaltsverbrauch damit frei von fossilen Energien und in der Energieerzeugung zu einem hohen Grad autark.

Ausblick

Was einmal nicht mehr als eine schöne Zukunftsvision war und aus unterschiedlichen Motivationen heraus von Teilen der Politik, Medien und Interessenvertretern weiterhin als »Legende« befeuert wird, ist mittlerweile sang und klanglos für alle nutzbar Realität geworden.

Die Energiewende ist nicht mehr aufzuhalten. Sie wird sich vollziehen, inzwischen ganz ohne das Zutun äußerer Einflüsse und gegen bzw. über den Widerstand gestriger Zeitgenossen und Institutionen hinweg.

Vielleicht können diese Zeilen ja helfen, dem Einen oder der Anderen die passenden Denkanstöße in ähnliche Richtungen zu liefern. Viel Spaß beim Planen und Umsetzen der ganz persönlichen Ernergiewende und schöne Feiertage!

Bild: Kopenhagen, Mai 2024
Summicron-M 28, Kodak Portra 160
© Ulrich Hilger





 

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