Helfershelfer

14. November 2025

 

fotoEine Meldung der Tagesschau offenbart, wofür die Wirtschaft Unsummen ausgibt: Für ganze 32, in Worten zweiunddreißig (!), »Wirtschaftsverbände« haben Unternehmen Geld.

Dieses Geld wird u.a. genutzt, um den Unternehmen in Politik und den Medien Gehör und Stimme zu verschaffen. Etwas, das beispielsweise Rentner nicht annähernd im selben Maße haben oder können. So bleiben die falschen Bilder, die Unternehmen mit diesem Geld erzeugen unwidersprochen.

Unternehmen haben einen gerechten Anteil an den Kosten der Arbeit zu tragen und dazu zählen auch die Rentenbeiträge. Jene Beiträge steigen in dem Maße, wie alle Kosten fortwährend steigen. So einfach ist das. 

Dennoch geben Unternehmen lieber gewaltige Geldbeträge aus, um Verbände zu finanzieren, die mit allen Mitteln versuchen, in der Gesellschaft falsche Bilder zu erzegen.

Falsche Bilder

Falsch ist z.B. das Bild, die Verbände sprächen womöglich für 17 Millionen Beschäftigte, nur, weil bei den von ihnen vertretenen Unternehmen so viele Beschäftigte arbeiten.

Falsch ist auch das Bild, eine längere Lebensarbeitszeit könne etwas an vorgeblichen Schwächen eines Rentensystems kurieren. In Wahrheit ist die gezahlte Rente das Ergebnis der Lebensarbeitszeit eines Rentners. Die Rente ist je nach Lebensarbeitszeit bereits jetzt höher oder niedriger. Eine Erhöhung der Lebensarbeitszeit bei gleicher Rente ist eine anlasslose Rentenkürzung, ein Bruch des Vertrages mit dem betreffenden Renter.

Dasselbe gilt für eine Erhöhung der Abschläge für Frührentner. Jene Abschläge sind so berechnet, dass sie bereits jetzt die Zeit ausgleichen, die ein Frührentner länger Rente bezieht. Eine Erhöhung des Abschlages ist ebenfalls schlicht eine anlasslose Kürzung des Geldes, das dem Rentner aufgrund seiner lebenslangen Arbeitsleistung zusteht, ein weiterer Vertragsbruch.

Und schließlich ist auch die fortwährend vornan gestellte schiere Höhe der Rentenmittel ein falsches Bild, denn selbstverständlich ist ein Rentensystem für 85 Millionen Bürgerinnen und Bürger immer mit Milliardensummen verbunden. Immerzu auf dreistelligen Milliardenbeträgen herumzureiten, die Steuerzahler für Rentner aufbringen müssen, ist insofern irreführend, als jene Steuermittel schlicht auch jene mit beteiligen, die bislang fälschlicherweise nicht in das gesetzliche Rentensystem einzahlen. Sollte man das besser machen können, wäre eine Rentenreform angebracht. Rentenkürzungen, wie sie die Wirtschaft ständig fordert, sind aber keine Rentenreform.

Spalter

Das schwerwiegendste Zerrbild solcher Berichterstattung ist allerdings die Darstellung, junge Menschen seien gegenüber alten Menschen benachteiligt und alte Menschen trügen dafür die Verantwortung oder müssten daran etwas ändern.

Derartige Bilder spalten unsere Gesellschaft und führen zu Effekten wie der Weigerung von Vertretern der jungen Union, Beschlüsse der Regierung mitzutragen.

Richtig ist, dass die Renten vieler alter Menschen von wenigen jungen Menschen aufgebracht werden müssen. Ein Rentensystem, das auf einem Generationenvertrag beruht wird zum Problem, wenn es keine Ausgleichsmechanismen enthält wie z.B. die höhere Beteiligung Kinderloser sowie die Beteiligung aller Beitragszahler wie Beamte, Selbstständige oder Abgeordnete.

Eine Entlastung junger Menschen schafft die Verwendung von Steuermitteln, die zudem auch jene beteiligt, die mit in die Rentenversichtung einzahlen müssten, dies aber im gegenwärtigen Rentensystem nicht tun. Eine gerechte Sache.

Fazit 

Der Bericht der Tageschau verbreitet einmal mehr ungefiltert und einseitig die nicht zutreffenden Behauptungen irgendwelcher windiger Verbände, die keinerlei Legitimation haben, in das Handeln und die Entscheidungsprozesse der Regierung einzugreifen. Diese Berichterstattung dokumentiert, wie schäbig und mit welch gewaltigem Aufwand Unternehmen Stimmung für ihre Interessen machen, ohne Kosten zu scheuen und zeigt, wie die Tagesschau sich als Helfershelfer vor deren Karren spannen lässt um die Wirkung der so erzeugten falschen Bilder noch massiv zu verstärken.

Unternehmen können selbst dazu beitragen, dass es anders kommt. Sie können ihren Beschäftigten ein auskömmliches Einkommen zahlen und sie gerechter an ihren Profiten beteiligen. Sie können mit der richtigen Personalstrategie dafür sorgen, rechtzeitig genügend Beschäftigte anzuwerben, auszubilden und so die Menschen zu ersetzen, die in Rente gehen, ebenso, wie Unternehmen schließlich auch ausgleichen müssen, wenn jemand kündigt.

Darüber hinaus müssen Unternehmen die schon erwähnte Kröte schlucken: Sie haben einen gerechten Anteil an den Kosten der Arbeit zu tragen und dazu zählen die Rentenbeiträge. Jene Beiträge steigen in dem Maße, wie alle Kosten fortwährend steigen. So einfach ist das. 

Bild: Mainz, März 2025
Summicron-M 28, Kodak Gold
© Ulrich Hilger





 

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