27. November 2025
Das aktuelle Aufregerthema Rente nimmt immer schrillere Züge an. Nun hat sich gravitätisch Arbeitgeberpräsident Dulger ebenso wortreich wie verschwurbelt zu Wort gemeldet und im Grunde nur bekräftigt, dass die Arbeitgeber als einzige Lösung eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit sehen.
Dabei geht der wahre Grund für diese Forderung vollkommen unter: Die Arbeitgeber wollen sich um ihren gerechten Anteil an den Rentenbeiträgen drücken. Leider hat aber niemand den Mut bewiesen, diese einfache Wahrheit zu erwidern.
Dem Arbeitgeberpräsident fällt derweil nur ein, Forderungen an die Regierung zu stellen und versucht so davon abzulenken, dass all die gegenwärtigen Konjunkturdellen, unter denen die Wirtschaft leidet, durch Fehlentscheidungen ebenjener Arbeitgeber zustande kamen.
Oder wer sonst hat beispielsweise entschieden, derart auf Exporte nach China und die USA zu setzen? Oder ganze Lieferketten derart in Abhängigkeit von China und Fernost zu verlagern? Oder ganz und gar an Forschung und Entwicklung zu sparen? Oder jahrzehntelang nicht annähernd ausreichend in Informationstechnologie zu investieren? Oder teure Oberklasse-Verbrennerautos weiterzubauen, während alle Welt massenhaft günstige E-Autos nachfragt. Oder, oder, oder.
Mit Sicherheit weiß der Herr Dr. Dulger nicht, was der Sozialforscher Josef Wöss zum Thema Rente und Lebensarbeitszeit zu sagen weiß:
"gerade aus der Perspektive der Jugend wäre es doch naheliegend, eine weitere Option ins Spiel zu bringen und auf mehr und bessere Arbeitsplätze zu setzen."
und
"Wir sehen zum Beispiel in Österreich: Bei einer alternden Gesellschaft ist das Verhältnis zwischen Rentnern und Beitragszahlern in den letzten 20, 30 Jahren ziemlich konstant geblieben."
Sieh mal einer an, wer hätte gedacht, dass mehr gute Arbeitsplätze die Rente stabilisieren oder eine alternde Gesellschaft per sé noch keine demografische Krise der Rente bedeuten muss? Das konnte ja keiner ahnen!
Generell aber gilt jenseits allen Gejammers seitens der Wirtschaft: Mehr machen anstelle zu fordern. Das haben wir dieser Tage dringend nötig. Allein die Stille, die damit einher ginge, wäre wohltuend. Ganz zu schweigen von den zahllosen substanziellen Dingen, die so zu erreichen wären.
Der eigenen Fokussierung hilft auch die Abkehr von allzuviel Konsum von Nachrichten. Selbst in gemeinhin als seriös angesehenen Medien findet sich gefühlt immer mehr heiße Luft, die als Nachrichten verbreitet wird. Substanzlos, Zeitverschwendung. Schlimmer noch: Wirklich wichtige Themen werden vom Getöse um das jeweils gerade vorherrschende Aufregerthema verdrängt und finden keine Beachtung.
Was kann der Einzelne da machen als eigenen Belangen nachzugehen. Wobei nicht resignierend der Kopf im Sand verschwinden soll. Aber eine Art von »Detox« tut Not.
Bild: Bodensee, Mai 2024
Summicron-M 28, Kodak Portra 400
© Ulrich Hilger
Copyright © Ulrich Hilger, alle Rechte vorbehalten.