Befreiung

13. September 2025

 

fotoEs bedarf nicht eigens einer Reise, um die Fotografie einer alltäglichen Ansicht in der Öffentlichkeit zu machen. Wenn aber die immer gleichen Eindrücke heimischer Gefilde die Aufmerksamkeit nicht anspringen lassen, kann die Veränderung der Umgebung durchaus helfen.

Hier wie dort sind oft Elemente eines Moments, die vermutlich niemanden sonst sonderlich interessieren der Grund, dass ich den Auslöser betätige. Es ist den Ergebnissen nicht anzusehen, wie sie zustande kommen, sie sehen eher aus wie wahllos drauflosgeknipst. 

Dennoch benötigen derlei Fotografien Hinwendung und Zeit, um ihre Details und deren ganze Wirkung zu entfalten. Der Herstellungsprozess, die Wirkung, die sich aus der Fotografie auf Film ergibt, hat ebenfalls großen Anteil. Und wenn wir für den Herstellungsprozess bereits von Zeit als wesentlichem Faktor sprechen, dann gilt dies ebenso für Auswahl und Präsentation. Auch hierfür sind Achtsamkeit, Sorgfalt und Zeit wesentlich.

Für all das sind Betrachter in aller Regel nicht bereit, zweite, dritte und weitere Blicke zu spendieren. Daraus ist niemandem ein Vorwurf zu machen, im Gegenteil. Es bedeutet einfach, dass die Freude am eigenen Tun nicht von den Vorlieben Dritter geleitet sein muss.

Daraus folgt ein inzwischen vollkommen erloschenes Interesse, Fotografien einem Publikum zu präsentieren.

Zwar ist es eine unverändert reizvolle und erstrebenswerte Vorstellung, eigene Bilder mit anderen zu teilen und hierfür sein ganz eigenes Publikum zu finden. Allein, dessen Suche bin ich inzwischen ziemlich überdrüssig. Die Anfertigung und Präsentation von Fotografien erfolgt für mich, folgt meinen Wünschen und Bedürfnissen. Jeder eventuelle Angehörige eines solchen Publikums ist willkommen und möge sich im Falle des Interesses selbst den einfach und offen verfügbaren Zugang erschließen.

Wie ist eine solche Herangehensweise beim Fotografieren zu beschreiben? Wäre sie schon misanthropisch zu nennen? Ich weiß es nicht, sie hat aber zweifellos etwas befreiendes.

Bild: Stockholm, Juni 2024
Summicron-M 28, Kodak Portra 160
© Ulrich Hilger





 

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