31. Mai 2025
Beiträge hier im Journal werden aus Gründen weiterhin »auf Sparflamme« laufen. Das hält mich aber - auch dank einer kurzen zeitlichen Lücke zum Aufatmen heute - nicht davon ab, an dieser Stelle einmal auf eine Entwicklung zu verweisen, der sich gerade auch ein Artikel in der taz annimmt: Der Buchungswahn zerstört das Reisen.
Denn Vorausbuchungen lehnen auch wir bei unseren Campingreisen schlicht ab, was uns inzwischen jener skurrilen Minderheit angehören lässt, die im verlinkten Beitrag treffend so benannt ist.
Während der Artikel eher auf Hotels und Portale wie Booking.com abhebt, tummeln wir uns mit unserem Bulli ebenfalls stets spontan auf Campingplätzen dort, wo wir nun einmal gerade sind und ärgern uns, vermehrt auf »ausgebuchte« Plätze zu stoßen.
Für uns kein Anlaß, zukünftige Reisen ebenfalls mit einer Buchung zu kontern, ziehen wir eben einfach weiter, wenn sich vor Ort kein Übernachtungsplatz findet. Wir meiden zudem Fahrten zu den Hauptreisezeiten, was mitunter freilich sorgfältige Planung und Recherche zu jeweiligen Zielgebieten erfordert.
Erfreulich und erfrischend sind dann Campingplätze wie vergangenes Jahr am Bodensee, die von vornherein keinerlei Buchungen annehmen, sondern Gäste schlicht so unterbringen, wie sie an der Schranke ankommen. So sollte es überall sein.
In diesem Zusammenhang sei noch eine besondere Spezies Camper benannt: Besitzer großer weißer Wände auf Rädern.
Das sind die Leute, die sich bereits beim Erwerb ihres Wohnmobils einen Dreck darum scheren, wieviel Raum sie damit einnehmen, vor Ort auf Campingplätzen immer die größten und besten Plätze für sich beanspruchen und grundsätzlich im Voraus buchen. Ganz nach dem Motto »macht uns Platz, auf kleinere Plätze passen wir schließlich nicht hin«.
Auf Sardinien schob sich ein solches Fahrzeug buchstäblich direkt vor unseren Campingtisch und noch während der Fahrer derart vor sich hin parkte, rief die Beifahrerin uns aus dem Fenster fröhlich zu »tut uns ja leid, aber unser Auto ist halt so groß«.
Als ob sie keinen Einfluß darauf gehabt hätten, mit solch einer Monströsität in der Gegend herumzuschaukeln. Wobei deren Verhalten ansonsten nach unserer Erfahrung aber noch nett zu werten war. Die meisten Angehörigen dieser Spezies parken ebenso wortkarg wie rücksichtslos überall Landschaft und Campingplätze zu, als gäbe es rundherum nur sie allein.
Campingplätze können mit dieser Entwicklung nicht mitwachsen, so dass die vorhandenen Stellplätze immer stärker von immer riesigeren Vehikeln überbeansprucht werden, obgleich absurderweise fast ausschließlich gerade einmal zwei Reisende darin wohnen.
Auch in solchen Fällen überlassen wir den großen Autos zwangsläufig das Feld, wechseln den Stellplatz, ziehen weiter oder fahren generell wo es geht gezielt Plätze an, die derartigen Dingern gar nicht erst Raum bieten können. Eine weitere Strategie ist es zudem, wenn möglich Stellplätze zu wählen, die doppelt und dreifach so groß sind, wie es unser VW-Bus nötig hätte.
Das verschafft uns den Raum, den derlei rücksichtslose »Einmauerungen« sonst nicht lassen würden, auch, wenn uns das schon so manchen düsteren Blick der lieben Stellplatznachbarn eingebracht hat. Nicht selten gepaart mit passiv aggressivem Verhalten wie dem Abstellen ihrer Riesenfahrzeuge ohne Abstand direkt auf der Stellplatzgrenze.
Unsere Wahrnehmung des ganzen Irrsinns ist: Der Campingtrend wächst ungebrochen und treibt mit den riesigen weißen Wänden ähnliche Blüten wie die anhaltend ausufernde Verbreitung immer größerer und schwererer SUVs im Straßenverkehr. Auf lange Sicht dürfte dies das Camping nachhaltig verändern und ist schon jetzt an einem Punkt, wo stellenweise kaum etwas von dessen ursprünglichen Eigenschaften übrig ist.
Und damit wie eingangs erwähnt weiterhin auf bald.
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