Überdruss

25. April 2025

 

foto Obschon in aller Regel ein bestimmter Moment den Impuls zu deren Aufnahme ergibt, profitieren Bilder im öffentlichen Raum nicht selten von einer gewissen Symmetrie oder Harmonie der Bildelemente.

Dennoch sollte eine Fotografie nicht zuvorderst darauf abzielen, weil ihr so ein Aspekt des gestellt seins anzusehen ist. In der Stadt sind immer wieder Leute mit Kameras zu sehen, die wie verwurzelt an einer Stelle stehen, weil sie offenbar ein ganz bestimmtes Bild bereits im Sinn haben und nun nur noch auf jemanden warten, der durchs Bild läuft, um der Aufnahme so einen Anschein von Spontaneität zu verleihen.

Das Netz ist voll davon, aber kaum etwas ist sonderlich originell. Die Aufnahmen wirken konstruiert, Menschen darin wie statische Teile der Kulissen.

So funktioniert das nicht. Der Fotograf muss sich in seiner Umgebung frei bewegen und Momente antizipieren. Manchmal gelingt das, meist aber auch nicht. Wichtig ist stets die Aufmerksamkeit und Bereitschaft, sich auf schnell wechselnde Gegebenheiten einzulassen, gewissermaßen 'mit den Füßen zu zoomen' sowie gelegentlich für den richtigen Bildausschnitt spontan die Haltung zu ändern. Bei alledem darf das Gespür für den richtigen Moment nicht fehlen, denn dieser hält weder lange an noch kommt er wieder.

Klar ist, dass die Bildkomposition in solchen Augenblicken aus dem Moment heraus geschehen muss, sie lässt sich in den allermeisten Fällen nicht zurechtlegen.

Es sei dahingestellt, wie erfolgreich damit die eigene Betätigung letztlich ist, das darf jeder für sich selbst beurteilen. Aber als jemand, der diese Arbeitsweise pflegt, kann ich meinen Überdruss gegenüber dem Allermeisten der gestellten, pseudo-spontanen Fotografie in der Öffentlichkeit gar nicht genug betonen.





 

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