13. Februar 2025
Ist es zu viel verlangt, dass der Anbieter einer Wetter-App für Smartphones die Standortdaten der Nutzer nicht an Dritte weitergibt? Im Januar wurde bekannt, dass u.a. die App Wetter Online dies tut. Rund einen Monat später ist folgende Stellungnahme von Wetter Online zu lesen:
"Wir verarbeiten GPS-Standortdaten nur für Wetterinformationen und nicht für Werbezwecke."
Eine wunderschöne Nebelkerze wie aus dem Lehrbuch für Online-Betrüger, die nicht ausschließt, dass Wetter Online GPS-Standortdaten an Dritte weitergibt oder dass Dritte jene GPS-Standortdaten für Werbezwecke und Gottweißwas verarbeiten.
Weiter ist beim Bayerischen Rundfunk zu lesen, dass Wetter Online die Anzahl der Unternehmen, mit denen Nutzerdaten geteilt werden, deutlich reduziert hat: Noch vergangene Woche listete Wetter Online über 800 Unternehmen in seinen Datenschutzbestimmungen, inzwischen sind es etwas mehr als 300.
Die App von Wetter Online ist so gut gemacht, dass mir die Nutzung 9,99 € im Jahr Abonnementgebühr wert war. Nun ärgere ich mich über meine Fehleinschätzung zur eingangs erwähnten Anforderung, habe das Abo gekündigt und die App gelöscht.
Natürlich ist aber das Kind bereits in den Brunnen gefallen, die Daten sind in der Welt. Kann ich als Einzelner den Verursacher verklagen? Einen Ersatz des Schadens erhalten? Nein, ich hätte die seitenlangen Allgemeinen Geschäftsbedingungen lesen und das Dickicht der Nebelkerzen durchdringen müssen, mit denen sich Anbieter gegen im Grunde berechtigte Forderungen absichern.
Es vergeht kaum mehr ein Tag, an dem Nutzer von Elektronikartikeln wie Smartphone, Computer, Fernseher, Radio und Online-Angeboten aller Art sich vorkommen wie die Zaungäste in beigefügter Fotografie. Entweder werden sie nach Strich und Faden betrogen oder sie müssen die Nutzung der Geräte und der Software unterlassen und bleiben 'außen vor'.
Ein Szenario, bei dem einfach nur Leistung gegen Geld zwischen genau zwei Parteien fließt, ohne, dass unerwünschte Dritte beteiligt sind, gibt es nicht mehr.
Ich für meinen Teil mache aus diesem Grund Vieles nicht. Verzicht auf Angebote, die in unserer vernetzten Welt ein Miteinander überhaupt noch möglich machen, führt dabei zu einer schmerzhaften und stetig stärker werdenden Isolation. Und auch auf diese Weise ist es kaum möglich, sich der Situation zu entziehen, die bereits so dystopisch ist, wie es das Buch "The Circle" beschreibt.
Initiativen wie zum Beispiel aktuell Save Social geben Hoffnung. Aber selbst, wenn alle Bürger sie mitzeichneten, was genau soll eine Petition bewirken? Die Leute unterzeichnen und nutzen dennoch ebenjene Angebote weiter, füttern sie gleichsam wie bisher.
Es braucht keine Unmutsbekundungen, keine Petitionen, keine Appelle an die Hilfe Dritter. Es genügt, wenn jeder für sich selbst aufhört, die Angebote zu nutzen. Das kann sofort umgesetzt werden. So lange das nicht geschieht, ist uns nicht zu helfen.
Danke. Vieles, was du schreibst hätte von mir sein können.
Danke fürs Hereinschauen und die Zustimmung.
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