Winterblues

17. Januar 2025

 

foto Während sich der Winter quasi in Zeitlupe dahin schleppt ist es draußen auch tagsüber grau, dunkel und kalt. So weit alles der Jahreszeit entsprechend. Was es nicht besser macht. Wir hatten neulich die Handwerker da, zwei Rolläden benötigten eine Reparatur. Klar, Rolläden gehen prinzipiell im Winter kaputt. Mal eben bei angenehmen sechsundzwanzig Grad zur Reparatur das Fenster zu öffnen wäre ja zu einfach.

Das selbe gilt für Alltäglichkeiten wie etwa Einkaufen, Rad fahren oder Spazieren gehen. Oder Fotografieren. Dann lieber einstweilen noch eine Aufnahme aus dem Archiv.

Mit jedem Jahr, oder besser mit jedem Winter wirkt die Frage schwieriger zu beantworten, warum genau Menschen den Winter mögen. 

Subtile Elemente 

Gerade im Winter denken wir gern an wärmere Regionen und aus einer solchen kommt die hier zu sehende Fotografie. Die kroatische Insel Rab hat selbst noch im Oktober reichlich Sonne und Wärme, wie unschwer die leichte Kleidung der Menschen im Bild erkennen lässt.

Den Anlaß für die Aufnahme gab allerdings die ganze Anmutung der Szenerie, die schon vor Ort als passend für die Rubrik lebenszeichen der Fotoseiten erkennbar war. 

Ein dem Zufall geschuldeter und gern mitgenommener Bonus ist zudem die farbliche Übereinstimmung des Passanten mit dem Cola-Automaten daneben. Wobei freilich auch ohne Automat die sorgfältige Abstimmung des Outfits für modebewußte Zeitgenossen heraussteht. 

Der ausladende, um nicht zu sagen überbordende Sonnenschirm droben auf dem verwaisten Balkon ist ansonsten ein willkommener Farbkontrast in Blau und bildet gemeinsam mit dem Rot auf der anderen Seite kräftige Farbakzente in der fast gleichmäßig 'flachen' Tonalität der restlichen Ansicht. 

Oft sind es subtile Elemente, die spontan zusammenspielen, um einer auf den ersten Blick alltäglichen Ansicht für einen kurzen Augenblick etwas Besonderes zu verleihen. Ein Grund, möglichst eine Kamera zur Hand zu haben, wann immer es die Zeit erlaubt.

Dunkle Zeiten

Aber nochmal zurück zum Winter. Natürlich sind die hiesigen Empfindungen zur dunklen Jahreszeit nichts gegen das, was beispielsweise die Menschen  in der Ukraine in dieser Zeit erdulden müssen.

Umso haarsträubender die jüngsten Einlassungen Jörg Urbans - wohlgemerkt eines Mitglieds des sächsischen Landtags - im deutschen Fernsehen. Bei Markus Lanz war von ihm zu vernehmen, Russland sei keine Diktatur, es fänden dort ja schließlich Wahlen statt (vgl. Link zum Beitrag, ab Minute 28).

Es sind Aussagen wie diese, die den russischen Außenminister Sergej Lawrow zu lobenden Worten bewegen.

Dazu passt die heutige Meldung der tagesschau, dass drei Verteidiger des 2023 unter ungeklärten Umständen in einem russischen Straflager verstorbenen Regimekritikers Alexej Nawalny zu drei, fünf, bzw. fünfeinhalb Jahren Straflager verurteilt wurden, weil die Anwälte angeblich Mitglieder einer "extremistischen Organisation" seien. Dazu laut Tagesschau die Organisation Amnesty International:

"In dem die russischen Behörden Anwälte verfolgen, nur weil diese ihre Arbeit machen, greifen sie die verbliebenen Reste des Rechtes auf einen fairen Prozess in Russland an." Das einzige "Verbrechen" der drei Anwälte sei es, dass sie sich für Recht und Gerechtigkeit eingesetzt hätten. Mit Blick auf deutsche Positionen zu Russland warnte sie vor einer stärkeren Orientierung an Moskau. Jene, "die die Menschenrechtslage in Russland schönreden", forderte Duchrow auf, "ihre Position zu überdenken".

Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland (via tagesschau)

Wie eingangs gesagt, wir leben in dunklen Zeiten dieser Tage. Gewiss polieren AfD- und BSW-Wähler schon fleissig ihr Russisch auf, während wir Andere uns nach möglichen Auswanderungszielen umsehen, wo wir nach den Wahlen der uns gewissen Remigration zuvorkommen könnten.





 

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