Mengenlehre

21. Juli 2024

 

foto Menschenmengen wie beispielsweise auf Jahrmärkten halten viele Situationen zugleich bereit. Entsprechend geschäftig geht es in dieser Ansicht zu, wobei eine nicht so oft zu sehende Ausprägung von Essensfotografie besonders ins Auge fällt.

Manche verspeisen das Eis bevor es schmilzt und Einige wollen es auch gebührend dokumentieren. Als subtiles Detail belohnt den aufmerksamen Beobachter hierbei die tonale Übereinstimmung von Handyhülle und Bekleidung und kündet von wahrem Stilbewußtsein.

Ganz wie schon Lothar Matthäus sagte: "Die Schuhe müssen immer zum Gürtel passen!".

Um aber noch auf Menschenmengen zurückzukommen: Trotz chaotischer und rein zufälliger Anordnung wohnt ihnen in kurzen Augenblicken eine eingentümliche Harmonie inne, die nicht allein von Haltungen und Positionen der Protagonisten ausgeht sondern auch Licht und Farben einschließt.

Das Auge erfasst all diese Elemente und deren Balance eher instinktiv und irgendwie geschieht das Auslösen just im Moment, da all die Teile des Puzzles auf diese Weise harmonieren.

Es ist selten eine Begebenheit allein, die eine Aufnahme ausmacht. Der Eindruck der gesamten Szenerie und mithin deren Komposition ist für die Bildwirkung ebenso wichtig.

Wochenend-Betätigungen

Was tut sich sonst so? Während der Sommerferien befindet sich das Land im Dämmermodus. Allerdings ist der Sommer auch die Zeit der Draußenaktivitäten. Feste locken allenthalben Besucher mit Freßbuden und Musikbühnen. In Frankfurt findet - immer nur jedes zweite Jahr - am Wochende wieder das Osthafenfestival statt.

Wie vor zwei Jahren herrscht erneut geradezu mörderische Hitze, was für einen Sommer ersteinmal nicht so überraschend ist. Angesichts der Wechselhaftigkeit insbesondere in diesem Jahr ist es jedoch bemerkenswert. Es scheint nur noch zwei Extreme zu geben: Gewitter und Starkregen gefolgt von ungemütlicher Kälte und Gräunis oder Mordhitze.

Ich war gestern trotzdem einmal dort und muss sagen, am schwersten fiel es, von der Ostendstraße zur Lindleystraße zu gehen. Man war schon schweißgebadet, bevor man da war. Selbst schuld, warum muss ich auch die S-Bahn nehmen. Alle anderen sind mit dem Auto da, wie die Parksituation vor Ort bewies. Der Klimawandel ist augenscheinlich noch immer nicht schlimm genug.

Man kann es den Leuten aber auch nicht verdenken, da in Frankfurt wenig Phantasie für Öffis herrscht. Warum nicht für die Dauer des Festivals einen Pendelbus für die 20-30 Minuten Fußmarsch spendieren auf einer Strecke, wo buchstäblich nichts an Öffis verkehrt? Ich für meinen Teil hätte dafür auch einen zusätzlichen Preis bezahlt.

Später am Abend wäre vermutlich die bessere Zeit für so eine Tour gewesen, aber ich wollte gerne bei mehr Licht unterwegs sein. Es waren trotz der Hitze auch bereits überraschend viele Gäste dort, jedoch ergaben sich nur sehr überschaubare Bildgelegenheiten. Da wir eigene Pläne für einen lauschigen Sommerabend hatten und ihn lieber nicht im Gewühl eines solchen Fests verbringen wollten, trat ich vergleichsweise bald schon die Rückkehr an, was unter dem Strich unverhältnismäßig viel S-Bahnfahrerei gegenüber wenig Zeit vor Ort ergab.

Die Vorteile öffentlicher Verkehrsmittel lassen sich eben nur umsetzen, wenn jene Verkehrsmittel kompromisslos flächendeckend und mit annehmbarer Taktung umgesetzt sind, sonst hilft die ganze bestehende Infrastruktur Null.

Heute sollen sich dann sicherheitshalber andere solchen Erlebnissen aussetzen, während wir lauschigere und schattigere Orte bevorzugen. Fotografie und Flanieren müssen auf andere Rahmenbedingungen warten. Die paar Bilder vom Osthafenfestival werden zu sehen sein, wenn der Film dann irgendwann voll ist.





 

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