Vermischtes

12. August 2023

 

foto Gewiss gäbe es an dieser Stelle jeden Tag vieles zu sagen oder zu kommentieren. Für das Weltgeschehen wird das aber schon an so vielen anderen Stellen übernommen, dass hier nicht auch noch zu allem ein Senf dazugegeben werden muss.

Nicht zuletzt, da anderswo das Thema ohnehin zu kurz kommt, wollen wir den Fokus hier lieber ein wenig verengt belassen und ein wenig bei Themen der Fotografie verweilen.

Das Licht

Anhaltend wechselhaftes Wetter lässt es weiterhin eher unattraktiv erscheinen, mit der Kamera loszuziehen. Tatsächlich ist es natürlich vielmehr eine Frage des Aufraffens als des Wetters, ob Aufnahmen gelingen.

Fakt ist allerdings, dass das Licht im Augenblick einfach öde ist. Gerade ist es derart stockdunkel, dass drinnen das Licht angeschaltet werden muss. Draußen Regen und Gewitter. Genau das Richtige, um am Bildschirm zu sitzen und diesen Beitrag zu schreiben.

Ob es eine Folge der Ferienzeit ist oder andere Gründe hat bleibt unklar. Aber zum öden Licht und Wetter passt, dass sich auch sonst in Fotografie-Dingen gerade nicht viel abzuspielen scheint.

Online

Irgendwie ist das Gefühl nicht loszuwerden, dass die Online-Gemeinde ein wenig ihren Reiz verloren hat. Die Ferienflaute trägt zwar alljährlich um diese Zeit kräftig zu diesem Effekt bei, aber auch sonst ist die frühere Euphorie über das Teilen von Fotografien im Netz ziemlich verebbt.

Klar, jeder ist auf Instagram. Aber warum? Bei Influencern ist das ja noch zu verstehen: Die gäbe es ohne Instagram nicht. Aber sonst so? Was macht Instagram für Fotografien so interessant? Entsprechend unspannend sind die Bilder, die dort zu sehen sind. Weil es eben nicht um die Bilder geht sondern um den Aufenthalt auf der Plattform. Das sei den Teilnehmern unbenommen, ist aber nicht den Fotografien geschuldet, die sind nur Beiwerk.

Ein wenig mehr Konzentration auf die Bildergebnisse würde einer Plattform mit Fokus auf Fotos gut tun. Aber auch mehr die Bilder in den Vordergrund rückende Maßnahmen. Woran Instagram selbst natürlich überhaupt kein Interesse hat, die Plattform dient nur dem Werbe-Kommerz und instrumentalisiert dazu den Drang nach Selbstdarstellung.

Zwar gibt es ja nicht nur Instagram. Seltsamerweise sind aber viele der übrigen Plattformen irgendwie auf Wettbewerb gemünzt. Wer hat die meisten Favoriten, die meisten 'Views', wer kann mit diesen Attributen an 'Ansehen' gewinnen und sich über die anderen Teilnehmer gestellt fühlen? Auch vor flickr macht diese Masche nicht Halt, man denke nur an die vielen 'kuratierten' Gruppen und deren krudes Selbstverständnis.

Und dann diese unsäglichen Plattformen für Fotowettbewerbe. Eine 'Jury' wählt Gewinner, die mit ihren Errungenschaften dann von sich behaupten können, 'namhafte' Vertreter ihres Faches zu sein. Eine sich selbst befördernde Industrie, die unablässig mehr vom Gleichen hervorbringt.

Dinge die in etwa so interessant sind wie die Fotografie eines Sonnenunterganges oder einer Katze.

Wo sind die selbstbewussten Fotografinnen und Fotografen, die ihr Werk im Vordergrund sehen und auf all jene Begleiterscheinungen pfeifen?

Publikationen?

In einem Wort: Fehlanzeige. Gedruckte Medien zur Fotografie sind entweder vollkommen vom Markt verschwunden oder beschränken sich gefühlt nur noch darauf, neue Digitalkameras und irgendwelches Zubehör zu rezensieren. Und Online finden sich nur noch Plattitüden, deren Inhalt ebenso spärlich wie deren Fläche für Werbung groß ist. Kein Wunder: Es soll ja Geld hereinkommen, womit ist egal.

Ob es an mangelndem Interesse der Leser liegt oder an anderen Dingen ist eigentlich egal. Interessante Publikationen zur Fotografie sucht man vergeblich. Zugegeben, einige rühmliche Ausnahmen gibt es, zu denen für mich u.a. zumindest manche Beiträge des Leica Blogs oder die Seiten von Magnum oder Aperture zählen.

Notiz an mich selbst: Vielleicht sollte einmal eine Linksammlung persönlicher Favoriten online gestellt werden.

Film: Schein und Sein

Kürzlich war auf PetaPixel davon zu lesen, dass die Digitalkameras von Fujifilm beliebt für ihre eingebauten Filmsimulationen seien.

One of the reasons Fujifilm digital cameras are so popular among photographers is because the company offers simulations that mimic the look of classic analog films.

PetaPixel, 9. August 2023

Die allermeisten Nutzer dieser Funktion und offenbar auch jene, die dieses Werbesprech so vorbehaltlos wiederholen, dürften sich nicht die Mühe eines echten Vergleiches gemacht haben, sonst wäre ihnen aufgefallen, dass die Ergebnisse nicht an die tatsächliche Abbildung von Film heranreichen.

FujiFilm selbst behauptet, man habe die jahrzehntelange eigene Erfahrung aus der Filmproduktion in diese Simulationen einfließen lassen. Was sich als besonders perfide entpuppt, wenn man bedenkt, dass Fujifilm selbst im Begriff ist, diese Produktion unwiederbringlich Filmtyp für Filmtyp einzustellen, ohne, dass ein wahrhaft der Originale würdiger Ersatz verfügbar wäre. Und das obwohl noch immer eine deutliche Nachfrage nach 'richtigem' Film besteht.

Man hätte einfach die Produktion auf einem niedrigeren Niveau weiterführen und trotzdem profitabel bleiben können. Aber die Gewinnmargen genügen der Gier nicht, lieber lässt man eine weltweite Ikone über die Klinge springen.

Anstatt die Filme weiter zu erzeugen produziert die Firma nun gestickte Aufnäher, neudeutsch 'embroidered patches', die Fans eines bestimmten 'Filmlook' erwerben und zeigen können, ganz so, als ob sie auch nur annähernd in der Lage wären, dessen Darstellung mit ihren Digitalkameras hervorzubringen.

Now, the company is giving you a way to show off your favorites: embroidered patches.

PetaPixel, 9. August 2023

Nur weiter so. Menschen begeben sich auch anderweitig zunehmend in Scheinwelten, warum also nicht auch hiermit.

Lichtblick: Fotobücher

Die allermeisten Fotobücher bringen kein Geld sondern kosten nur welches. Und von jenen, die Geld bringen, lässt sich gewöhnlich nicht leben. Ein Aspekt, der ebenso bekannt ist wie er diese Form der Publikation von Fotografien interessant macht, da er zu der Erkenntnis führt, dass Fotobücher die einzige Form sein dürften, in der Fotografien wirklich nur für das was sie sind zur Geltung kommen. Fotobücher sind nur zu diesem Zweck erstellt.

Gewiss wäre es unfair, derartige Arbeiten mit dem zu vergleichen, was so tagein tagaus online dargeboten wird. Jedoch dürfen sich diejenigen, die sich online fortwährend für irgendwelche Bildchen feiern lassen, davon eine Scheibe abschneiden und die Latte gerne etwas höher legen.

Also

Klasse statt Masse und nicht nachlassen beim Bilder machen, sobald das Licht mal wieder da ist. Und natürlich am liebsten auf Film. Warum sich mit Simulationen begnügen, wenn man das Original haben kann?





 

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