Dogma

20. Januar 2022

 

foto Ich habe noch immer die 2015 erworbene Sony A7S. Obwohl ich damit schon ewig keine Bilder mehr gemacht habe, möchte ich die exzellente Kamera nicht missen. Eine der letzten Gelegenheiten, zu denen ich sie mit hatte, war 2018 und die seinerzeit entstandene Bildserie ist mir unlängst in die Hände gefallen. Zwischenzeitlich war eine Rubrik auf den Fotoseiten entstanden, zu deren Thema eine der Fotografien aus der Serie passt.

Eine gute Gelegenheit, einmal anzumerken, wie undogmatisch der Umgang mit der Digitalfotografie geraten kann. Selbstverständlich lässt sich auch digital gut fotografieren. Es würde alle in Frage stellen, die heute Bilder machen, wenn es nicht so wäre.

Für mich ist neben anderen Gründen jedoch ein praktischer Gesichtspunkt ausschlaggebend: Trotz aller Begeisterung für die Computerei möchte ich mich nicht an den Rechner setzen und Fotos bearbeiten. Ich weiß nicht, was es ist, aber es will mir nur mit größter Mühe gelingen, hier passable Ergebnisse zu erzielen und nennt es Faulheit, aber dieses Herumgewürge an den zahllosen Reglern ist nicht meine liebste Beschäftigung.

Zugegeben, es dauert seine Zeit, bis ein zum Labor geschickter Film zurückkommt. Aber mehr braucht es nicht, um fertige Bilder von belichteten Filmen zu bekommen. Und die haben dann eine Qualität, die auch mit noch so viel Bildbearbeitung von digitalen Fotos schlicht nicht hinzubekommen ist. Selbst, wenn es möglich wäre, wüßte ich nicht, ob es mir so gelänge. Entsprechende Versuche gingen jedenfalls vermutlich einige Male zu oft fehl.

Ein weiterer Aspekt, der im letzten Beitrag hier gerade erst wieder anklang: Die rasende Entwicklung immer neuer digitaler Kameramodelle sorgt nicht nur für rapiden Wertverfall und erheblichen finanziellen Aufwand sondern auch für einen permanenten Schwebezustand hinsichtlich erforderlicher Ausrüstung, Technik und auch der Bearbeitungsprozesse. Sozusagen eine Dauerbaustelle wo eigentlich Kontinuität für kreative Freiheit sorgen sollte.

Digitale Fotografie schafft zudem in meiner Wahrnehmung ein Paralleluniversum alternativer Realität. So ähnlich mag das auch für Film gelten, denn was bildet schließlich tatsächlich die Realität ab und wessen oder welche Realität wäre das dann. Allerdings ist mit Film eine Konstante im Spiel, die von Digital ins Gegenteil verkehrt wird. Digitale Fotografien sind zu scharf, zu makellos, irgendwie unnatürlich detailreich und wecken beim Betrachten in mir dennoch stets das Gefühl, als fehle etwas.

Freilich ist auch die Optik ein Faktor, weswegen ich gerne Leica-Objektive an der Sony verwende. Ein qualitativ hochwertiges, mehr als vierzig Jahre altes Objektiv lässt sich seinen Charakter eben selbst mit modernster Digitaltechnik nicht restlos austreiben. Dennoch bleibt ein Unterschied den hinzunehmen ich irgenwann einfach leid war.

Da fragliches Bild nun allerdings in besagte Rubrik passt war naheliegend, es nicht länger beiseite zu lassen. Hier schließt sich der Kreis zum undogmatischen Ansatz. Eine digitale Fotografie, die sich wie selbstverständlich nahtlos in das überwiegede Maß an Fotografien auf Film reiht.





 

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