Guten Rutsch

31. Dezember 2021

 

foto Weihnachten, Silvester, Neujahr. Die Festtage sind immer auch die Zeit für besondere Festessen. Es gibt sogar die feststehenden Bezeichnungen Neujahrsessen, Weihnachtsessen samt traditioneller Speisen wie etwa Weihnachtsgans, Weihnachtskarpfen und so weiter. Wir haben das an Weihnachten ja gerade wieder zelebriert.

Nun stehen der Jahreswechsel und weitere Feiern nebst Essen vor der Tür und der Reigen beginnt aufs Neue. Selbst kochen hat bei uns einen hohen Stellenwert, wir verwenden Tage wie diese, an denen mehr Zeit ist, gerne und ausgiebig darauf.

Die Gedanken an die heutigen Vorbereitungen lassen mich auch kurz an den Gegenentwurf denken, der mir in der Stadt fast immer begegnet, wenn ich dort unterwegs bin. Der schnelle Imbiss, hastig nebenher im Gehen eingenommen, oft irgendeine Kleinigkeit gegen den gröbsten Hunger beim Einkaufsstress.

Nun ist es beileibe nicht so, dass ich es auf solche Begegnungen anlegen würde. Bei Spaziergängen durch die Stadt habe ich meist die Kamera mit und mache eben Aufnahmen von Ansichten, die mir dabei so begegnen, in aller Regel buchstäblich im Vorbeigehen. Und gelegentlich bieten sich dann eben Szenerien, von denen man sich noch in jenen Augenblicken fragt, ob sie wohl tatsächlich gerade so passieren und macht sicherheitshalber ein Bild davon.

Man stelle sich den belebtesten Ort in einer Großstadt vor. Mehrere geschäftige Einkaufsstraßen kreuzen hier auf einen der wenigen großen Plätze der Stadt. Zahllose Menschen wimmeln auf engstem Raum durcheinander, eilen, hasten zu irgendwelchen Besorgungen oder Treffen. Einzeln, in kleinen und auch großen Gruppen strömen sie die Gehwege entlang. Dem Flaneur kommt es so vor als seien sie bereit, alles und jeden auf der Stelle niederzuwalzen, der ihre Bahnen kreuzt. Hinzu kommen Fahrzeuge, Radfahrer, E-Roller, Busse, Straßenbahnen kreuz und quer.

Kein Ort zum Verweilen möchte man denken und ganz Recht: Jeder, der auf die Idee kommt, dort auch nur kurz innezuhalten, bekommt umgehend den Vorwärtsdrang der Masse zu spüren. In alle Richtungen gleichzeitig.

Besonders erstaunlich daher Zeitgenossen, die sich solche Stellen für die Einnahme einer Mahlzeit aussuchen. Nicht etwa irgendwo am Rand des Weges, inmitten des Geschehens, quasi im Epizentrum ungezügelten Konsums.

Zwangsläufig erringen sie mit Aufmerksamkeit und Rempeleien aller Vorübergehenden das Gegenteil dessen, was sich der handelsübliche Esser gemeinhin wünscht. Zudem fehlt es mit Tisch, Stühlen, Tellern, Besteck, Servietten und so weiter ja auch an allem, was zum kultivierten Verzehr von Nahrung eigentlich unerlässlich ist. Das Gewühl eines Gehwegs mitten im samstagnachmittäglichen Kampfeinsatz der Shoppingwütigen dürfte zum Schnabulieren vermutlich der so ziemlich ungemütlichste Punkt im Universum sein.

Insofern wünsche ich mit Blick auf die eingangs erwähnten besonderen Momente der Festtage zum Jahreswechsel allen Lesern Ort und Muße für eine angemessene Feier nebst Verpflegung.

Einen guten Rutsch ins neue Jahr!





 

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