T2

2. November 2021

 

foto Die Begeisterung für Fotoapparate und Optik diktiert ja eigentlich das Gegenteil, aber es ist so gar nicht meine Art, in Sammelwut halb eBay von Gebrauchtware leerzukaufen. Das Budget würde das auch gar nicht hergeben.

Zudem kann man nur mit einem Fotoapparat gleichzeitig arbeiten und so entsteht Bedarf an zusätzlichen Kameragehäusen eher aus dem Wunsch, unterschiedliche Filme einsetzen zu können, was ohnehin nur eine Minderheit verbliebener Film-Fotografen noch betrifft.  

Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die Contax-Kameras von Zeiss und hier die Modelle T2 und T3 mit ihrer Kompaktheit und optischen Qualität haben es mir schon lange angetan und mich bewogen, nach einem Exemplar Ausschau zu halten. Die Contax T2 hat ein fest verbautes Carl Zeiss Sonnar 2.8/38 T* beispielloser Schärfe und Qualität bei zugleich maximaler Kompaktheit.

Schon vor geraumer Zeit wurde ich fündig. Mein Favorit wäre zwar mit der etwas kürzeren Brennweite von 35mm eine T3 gewesen, aber dem seinerzeitigen Angebot für eine T2 konnte ich nicht widerstehen, auch, da mein letztes Angebot weniger als die Hälfte des in aktuellen Angeboten erreichten Preises betrug und zu meinem großen Glück den Zuschlag erhielt.

Bei aller Freude konnte (musste) ich aber erst jetzt über meinen Schatten springen und mich dem Bedienkonzept einer Point-and-Shoot-Kamera aussetzen. Die MP hat ein Lichtleck, ich vermute, es ist ein winziger Schaden im Verschlußvorhang und ich musste sie zu Leica einsenden. Normalerweise hätte ich einfach mit der M6 weitergemacht, aber da ist noch Portra 800 drin und das Licht diesen Oktober war viel zu gut dafür.

Also lag es nahe, eine Rolle Portra 160 in die T2 einzulegen und endlich nachzuholen, was schon so lange überfällig war. Anders als bei heutigen Handys mit ihren kurzen Brennweiten und Touch-Bildschirmen ist der Autofokus einer Kamera mit 38mm-Objektiv allerdings ein Problem: Man muss immer erst den Punkt anvisieren, der fokussiert werden soll, dann den Auslöser halb drücken und halten, dann das Bild komponieren und auslösen. Eine ziemlich unpraktische und zeitraubende Fummelei, für mich war das schon immer das Gegenteil von 'Autofokus'.

Angenehme Überraschung: Der Autofokus der T2 lässt sich abschalten. Über ein kleines Rädchen oben rechts ist der Fokus dann manuell einstellbar. Kombiniert mit einer von Hand festlegbaren Belichtungskorrektur beste Bedingungen für eine gezielte Beeinflussung der Automatik.

Der Belichtungsmesser führt zur manuell am Objektiv vorwählbaren Blende stets die passende Belichtungszeit nach, mögliche Stufen sind 1/30, 1/60, 1/125, 1/250 und 1/500s. Hat man zum Beispiel gutes Tageslicht für Blende 8 oder 11 liefert das genügend Raum für eine manuelle Vorfokussierung so um die 2-3 Meter.

Mit einer permanent vorgewählten manuellen Belichtungskorrektur von +0.5 ev lässt sich der 160er Film wunderbar bei etwa 100 ASA auf die Schatten belichten. In zeitweilig etwas dunkleren Episoden kann man einfach manuell die Blende eine Stufe oder mehr öffnen und hat stets in Windeseile die passende Einstellung für spontane Momentaufnahmen ohne bei jedem Bild erst viel herumfummeln zu müssen.

Derartig gerüstet konnte es endlich losgehen und gestern ist die erste Rolle aus dem Labor gekommen. Die Ergebnisse sprechen für sich: Bessere Bildqualität ist vermutlich nirgends so kompakt mit diesen Bedienungsoptionen in einem Fotoapparat vereint worden.





 

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