Entbehrlich

21. November 2021

 

foto Manche Orte strahlen eine besondere Anziehungskraft aus, sie binden den Blick, zumindest meinen und verlangen Aufmerksamkeit auf stille Art. Das sind die stillen Orte, die ich gelegentlich fotografiere und dann in der gleichnamigen Rubrik der Fotoseiten sammle.

Mit der Corona-Pandemie erlangen sie eine neue Geltung indem sie der Umgebung gleichen, zu der unsere Lebensräume von den Kontaktbeschränkungen gemacht werden, obwohl viele Aufnahmen gar nicht während der Pandemie entstanden.

Nicht nur solch stille Orte beschäftigen mich beim Fotografieren, auch andere Motive wecken die Wahrnehmung beim Bilder machen. Und manchmal ertappe ich mich auch bei einer Herangehensweise, die Garry Winogrand einst mit "I photograph to see how something looks photographed" beschrieb.

Die fertige Fotografie ist ein Gegenstand für sich.

Ein Aspekt, der kaum mehr Geltung zu haben scheint, denn Bilder sind fast nur noch Mittel zum Zweck geworden. Sie stehen nur mehr äußerst selten selbst im Zentrum. Sogar die Welt der Kunst und Fotografie scheint zu vergessen, was es mit Fotografie eigentlich auf sich hat.

Sowohl das Handwerkliche als auch das Künstlerische kommt eigentlich kaum mehr richtig zur Sprache. Bilder oder ein Werk werden nicht mehr für das gewürdigt was sie sind oder wie bzw. warum sie auf einzelne Betrachter wirken. Mit rühmlichen Ausnahmen zwar, aber die werden gefühlt auch immer seltener.

Nicht schlimm, die Welt hat freilich andere Sorgen und die Pandemie ist auch nur eine davon. Aber sie liefert denjenigen, die nicht auf die eine oder andere Art mit einer Ansteckung zu kämpfen zu haben, Raum für Kontemplation und Fokussierung.

Derartiges Innehalten und neu Ausrichten täte so manchen Vertretern ihrer Zunft ebenfalls wohl. Aber da wird wohl nichts draus. In einer Zeit der Echokammern und der sich selbst verstärkenden alternativen Fakten werden eigene Gedanken, Wahrnehmungen und Werke eben zunehmend entbehrlich.





 

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