Analog

12. Oktober 2021

 

foto Neulich las ich einen Artikel über das Fotografieren auf Film: Das Comeback der analogen Fotografie. Der Beitrag schließt mit dem Absatz

Vielleicht sieht die Zukunft der Fotografie ja so aus: In unserer Hosentasche steckt das Smartphone für die alltäglichen Schnappschüsse, die man schnell mit Freundinnen und Freunden sowie der Familie teilen möchte. Und über der Schulter, da hängt eine Kamera, analog, mit maximal 36 Auslösungen pro Filmrolle - für die ganz besonderen Momente.

Ich dachte so bei mir, ist das wirklich so, ist Fotografie auf Film etwas für die 'besonderen' Momente? Und genügt das Smartphone für alltägliche Schnappschüsse, die man schnell und einfach mit Freunden und Familie teilen kann?

Ich halte es gerade andersherum und schaue vom Bild aus auf die Betätigung des Fotografierens. Egal, ob das Bild mit dem Smartphone oder dem Fotoapparat gemacht wird, ist der Anspruch, dem Moment und dessen Wahrnehmung gebührenden Ausdruck zu verleihen. Der Schwerpunkt liegt darauf, das möglichst gut hinzubekommen. Bilder, die ohne diesen Anspruch entstehen, sind Zeitverschwendung, aus ihnen spricht nichts, was später noch angesehen werden möchte.

Dann ist da auch noch ein ästhetisches Verlangen. Wie sieht das Ergebnis als Bild aus? Auch hierauf hat das Fotografieren auf Film erheblichen Einfluss. Jeder kann für sich berurteilen, ob die Bilder einer digitalen Kamera den Wünschen genügen. Was an diesem Punkt der Beitrag nur sehr vage streift ist der beklagenswerte Zustand, dass - abgesehen vom im Artikel erwähnten 'Spielzeug' - kein Kamerahersteller auf der ganzen Welt mehr Fotoapparate für Film herstellt. Außer Leica.

Es wäre schön, wenn der Trend zur Filmfotografie langfristig dazu führte, dass die stetige Nachfrage nach Film irgendwann Firmen dazu bewegt, doch wieder Kameras für Film herzustellen. Und natürlich, dass Leica im Markt bleibt. Wenn nicht, kann von Comeback keine Rede sein und es werden trotz ihrer einzigartigen Besonderheiten allein wegen des Mangels an Fotoapparaten die Tage der Fotografie auf Film bald gezählt sein.

Und schön wäre auch, wenn Publikationen aller Art sich des Themas stärker annähmen. Es ist schon sehr verwunderlich, welch stifmütterliches Dasein (bzw. Wegsein) die Fotografie auf Film in den Medien fristet. Insbesondere, wenn man bedenkt, welche anderen Nichtigkeiten den Weg in Printmedien oder ins Fernsehen finden. Insofern sei bei aller kritischen Auseinandersetzung gesagt: Hut ab und großer Dank für die bloße Wahrnehmung der noch immer lebenden Fotografie auf Film. Auf dass das gute Beispiel Schule macht.





 

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