Gewohnheitstiere

11. März 2021

 

foto Es gab ja ge­rau­me Zeit ei­ne Knapp­heit an Mas­ken. Das scheint heu­te kaum mehr in Er­in­ne­rung zu sein ob­wohl es auch jetzt noch ziem­lich un­ver­ständ­lich ist, wie Be­schaf­fung so­wie Ver­sor­gung durch ge­eig­ne­te Her­stel­lung (nicht) si­cher­ge­stellt ist, nicht nur in Be­zug auf Mas­ken.

Mitt­ler­wei­le dau­ert die Pan­de­mie schon ein Jahr an. Mas­ken sind All­tags­ge­gen­stän­de ge­wor­den. Wo einst der Mang­el die selbst ge­näh­ten und wie­der­ver­wend­ba­ren Be­deck­ung­en po­pu­lär mach­te, sind die­se nun Ein­weg-Ar­ti­keln ge­wi­chen. Nicht wie­der­ver­wend­ba­re Dinge sind Ab­fall, o­der? Die wirft man in den Müll und das mit dem Müll ist so eine Sa­che.

Über Jahrmillionen antrainierte Verhaltensweisen lassen sich nicht so einfach loswerden wie diese Gegenstände. In die Landschaft werfen funktioniert beispielsweise mit Bananenschalen im Affengehege noch genauso wie seit jeher im Dschungel. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so verzieren Einwegmasken eben das Landschaftsbild und leisten den anderen Einwegartikeln wie Papiertaschentücher, Einwegbecher, Einwegflaschen, Essensverpackungen aus Styropor (die Bananenschalen des 21. Jahrhunderts) dort unappetitliche Gesellschaft.

Aus fotografischer Sicht entfalten weggeworfene Masken eine ganz eigene Ästhetik, wie sie da so verdreht, hingestreckt, zerknüllt, zertrampelt oder teils mit abgerissenen Haltebändchen nahezu überall herumliegen. Es ist Zeit, diesem Phänomen eine Bildserie zu widmen.

Zumal in einer Phase, in der gleich (bislang) zwei Mitglieder des Bundestages sich nicht nur als Vermittler von Maskenkäufen betätigten, sondern sich am Leid und der Not der Menschen, auch ihrer Wähler, offenbar persönlich massiv bereichert haben. Ein interessantes Verständnis von Gesundheitsversorgung oder Volksvertretung.

Wie auch immer, einstweilen wird unsere weiter anhaltende Nähe zu evolutionären Anverwandten in Puncto Wegwerfgesellschaft am Beispiel von Mund-Nasen-Bedeckungen im Bild festgehalten. Allein hier zeigt sich bereits: Sowohl in ethischer Hinsicht als auch beim Umweltschutz haben wir in Millionen Jahren der Evolution noch nicht dazugelernt.





 

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