Unter sich bleiben

10. April 2020

 

foto Man könn­te vie­les schrei­ben ü­ber Kli­ma­wan­del, Co­ro­na, und so wei­ter. Den ei­ge­nen Ge­dan­ken Aus­druck ver­lei­hen. A­ber das tun ja schon al­le und ei­gen­tlich wür­de ich am lieb­sten ein­fach nur auf der Ter­ras­se das schö­ne Wet­ter ge­nie­ßen, jetzt, da o­ben­drein auch die Oster­fei­er­ta­ge Zeit da­für las­sen.

Leider ändern sich manche Dinge nicht und so macht die Pollenallergie dieser Tage trotz Gegenmitteln jeglichem Ansatz von Draußenaktivitäten einen Strich durch die Rechnung. Was will man auch machen, wenn nicht nur der Frühling schlagartig ausbricht sondern mit einem Mal auch noch ein Sommer da ist, mit dem eigentlich erst in zwei Monaten zu rechnen wäre.

Nunja, in aller Regel klingt das im weiteren Verlauf der Jahreszeiten wieder ab, wir sind ja noch recht früh im Jahr.

Im Nachbarsgarten scheint sich dem Radau nach zu urteilen hinter der meterhohen Hecke aus Lebensbäumen derweil eine Horde Kinder nebst dazugehöriger Eltern zusammengefunden zu haben um die Fußballweltmeisterschaft unter sich auszutragen. Surrealerweise sprechen fast alle vietnamesisch, koreanisch oder es könnte auch etwas von den Philippinen oder aus Indonesien sein. Offenbar haben die Nachbarn Freunde da, jedenfalls müssen das mindestens drei Generationen sein, die da im Garten sitzen.

Ich dachte ja, dass irgendwer bei uns beschlossen hatte, die Leute sollten bis auf weiteres unter sich bleiben und dass deshalb über Ostern gewisse Bräuche abgesagt sind. Meine Mutter sitzt mit ihren achtundsiebzig Jahren zum Beispiel zum ersten Mal in meinem Leben über Ostern buchstäblich mutterseelenallein zu Hause, zu einer Zeit, die sonst traditionell stets das Familientreffen schlechthin vorsah. Wir telefonieren oft.

Manche scheinen 'unter sich bleiben' einfach in einem anderen Kontext zu sehen. Oder sie haben das Memo nicht bekommen, wer weiß. Es sind ja vorerst noch Intensivbetten frei.

Es ist auch nicht wirklich die hier übliche Form, den Karfreitag zu begehen aber sich über derlei höfliche Randbemerkungen hinwegzusetzen gehört ja fast schon zum guten Ton und Standardrepertoire eines jeden freiheitsbewußten Bürgers heutzutage. Insofern wollen wir vielleicht Glaubensdinge an dieser Stelle gar nicht erst thematisieren. Es genügt, wenn Moslems sich im Ramadan von feiernden Massen beeinträchtigt fühlen, da müssen jetzt nicht auch noch Christen den Karfreitag heraushängen lassen.

Aber zu spät, jetzt habe ich doch den einen oder anderen Gedanken abgelassen. Nicht so wichtig. Weitermachen!





 

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