Blindflug

25. Dezember 2018

 

foto Das Fotografieren auf Film hat eine Eigenschaft, die entscheidend zur Entstehung von Bildern beiträgt. Das Negativ wird in dem Moment belichtet, in dem der Auslöser betätigt wird. Dieser Moment fixiert das Ergebnis. Kein Bildschirm, der die Aufnahme sofort darstellt. Wenn das Bild zur Ansicht vorliegt, sind alle Begleitumstände, die zu seinem Entstehen führten, schon lange Geschichte.

Alles, was der Fotograf zum Ergebnis beiträgt ist stets ein Blindflug denn ob es zum beabsichtigten Ergebnis führt bestätigt sich erst Wochen später. Trotzdem muss vorher immer alles stimmen damit das Bild so werden kann.

Das ist nichts Neues und die erforderlichen Einstellungen können hinreichend eingeübt werden. Der Blindflug bleibt jedoch und ergibt gemeinsam mit dem bei der Belichtung alles im Negativ fixierenden Moment die fundamentale Erfordernis, den Fokus beim Bilder machen auf das 'innere Auge' zu verlegen.

Das Erspüren eines Bildes wo noch gar keines ist verlangt eine Verlagerung weg vom Akt des Aufnehmens hin zum Erleben, Wahrnehmen und Einfühlen, ein aus sich heraus gehen und Antizipieren bevor das Bild entsteht. Die Aufnahme selbst ist dann ein abschließender handwerklicher, auf Erfahrung beruhender Vorgang, der gelingen kann, wenn besagte Wahrnehmung möglichst viel von dem mitbekommt, was in der Aufnahme Berücksichtigung finden muss.   

Neben dem, was eine Filmemulsion in Sachen Kontrast, Tonalität und Dynamik selbst zum Ergebnis beiträgt, haben die beschriebenen Umstände einen spürbaren wenn nicht entscheidenden Anteil an dem was Fotografieren ausmacht. Das Eintauchen in die Welt um uns herum, das Bild mit allen Sinnen vorweg nehmen und dann gezielt so festhalten.





 

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