Zeit zum Fernsehen ist knapp bemessen, sie soll möglichst mit Inhalten verbracht werden, die wirklich interessant sind. Damit das gelingt, ist eine individuelle Vorauswahl und Aufzeichnung zu empfehlen. Wie es die Zeit erlaubt, können die Inhalte damit später je nach Laune angesehen werden. Natürlich hält der Handel jede Menge Gerätschaften für diesen Zweck bereit. Vieles hat man aber eventuell auch schon. Hier die Betrachtung einer Lösung auf der Grundlage eines einfachen Rechners, die aus der Vielzahl der möglichen Programme zwei herausgreift, die schnell und unkompliziert zum Ziel führen.

Ausgangslage

Die Digitalisierung hat für eine Neugestaltung der Gerätelandschaft gesorgt. Smartphones nehmen einen zentralen Platz umgeben von drahtlosen Lautsprechern und allerlei anderen Gadgets ein, wo sich bislang Plattenspieler, Kofferradios und Stereoanlagen befanden. TV-Geräte sind nun 'Smart TVs'.

Öffentlich-rechtliches Fernsehen und Rundfunk sind derweil schon geraume Zeit komplett im Internetzeitalter angekommen. Zugleich haben Streamingangebote einen großen Teil der Medienlandschaft umgekrempelt und auch die öffentlich-rechtlichen Sender bieten Livestreams an, deren Möglichkeiten für TV-Mitschnitte hier betrachtet werden.

Voraussetzungen

Für TV-Mitschnitte von Livestreams genügt ein Rechner mit Internet-Anschluss. Die im weiteren beschriebenen Programme FFmpeg [1] und at [2], [3] sind mit Linux, Mac OS und Windows verwendbar.

Sender finden

Eine Übersicht des jeweiligen Uniform Resource Locators (URL) verfügbarer Livestreams öffentlich-rechtlicher Sender findet sich z.B. auf Github [4]. Die Webauftritte der jeweiligen Sender geben ebenfalls Hinweise auf jene Adressen.

Aufnehmen

Der Mitschnitt von Inhalten ist - auch dank freier Programme wie FFmpeg [1] oder at [2], [3] - bloß noch einen Befehl auf der Kommandozeile entfernt.

Kommando zum Programmieren des Mitschnitts eines TV-Livestreams (Linux und Mac OS)
echo "ffmpeg -i [Livestream-URL] -t [Sekunden] -acodec copy -vcodec copy [Ausgabedatei]" | at [Zeit] [Datum]

Komplett ausformuliert ergibt sich daraus folgendes Beispiel.

Beispiel für die Programmierung des Mitschnitts eines TV-Livestreams (Linux und Mac OS)
echo "ffmpeg -i https://artesimulcast.akamaized.net/hls/live/2030993/artelive_de/index.m3u8 -t 10800 -acodec copy -vcodec copy /home/fred/tv/filmtitel-2024-11-17-2005-arte-HD.mp4" | at 2005 nov 17

Auf diese Weise lassen sich auch Inhalte festhalten, die zu Zeiten im Livestream 'gesendet' werden, an denen aus welchen Gründen auch immer keine Gelegenheit bestand, sie anzusehen.

Beim angegebenen Beispiel wird das Video- und Tonformat des Audiostreams in den Mitschnitt übernommen, d.h., ggf. ist es nicht MP4, wie die im Beispiel verwendete Dateierweiterung nahelegt. Letztere ist im Beispiel beliebig wählbar und hat nur bezeichnenden Charakter. Der jeweilige Abspieler entscheidet, ob das Format des Inhalts abgespielt werden kann. FFmpeg hat Funktionen, die nötigenfalls zum Transkodieren in andere Formate dienen, was im Zusammenhang mit diesem Beitrag aber nicht näher betrachtet wird.

Die Verwendung von at kennt viele Varianten, die über das Internet gefunden werden können, z.B. bei ubuntuusers [2]. Soll eine Aufnahme regelmäßig wiederholt werden, wird cron [11] anstelle von at verwendet.

Wenn wie hier dargestellt ein einzelner Befehl zur Programmierung einer Aufnahme ausreicht, ist es nicht notwendig, aufwendige und in der Regel umständlich zu bedienende andere Software für diese Funktion zu bemühen. Zur Vereinfachung der Formulierung eines wie hier beschriebenen Aufzeichnungsbefehls kann stattdessen der Aufzeichnungsplaner [5] verwendet werden.

Aufnahme von DVB-S und DVB-C

Eine ältere Version dieses Beitrages beschreibt in ähnlicher Weise die Aufzeichnung von via Satellit oder Kabel empfangenen Inhalten (DVB-S oder DVB-C) [10].

Nachbearbeiten

Häufig beginnen oder enden TV-Beiträge nicht auf die Minute zu den angegebenen Zeiten. Damit beim Aufzeichnen nichts verloren geht, wird der Zeitpunkt für Beginn und Ende der Aufzeichnung ausreichend früher bzw. später gewählt. Zum Entfernen der so entstandenen überzähligen Teile zu Beginn und Ende der Aufzeichnung eignet sich FFmpeg ebenfalls. Der folgende Befehl entfernt überzählige Teile zu Beginn und am Ende

Kommando zum Schneiden einer Aufzeichnung
ffmpeg -ss 00:13:02 -i /pfad/zur/datei.mp4 -to 01:40:09 -c copy ausgabe.mp4

Nur Inhalte ab Position 00:13:02 für eine Dauer von 1:40:09 werden in die Datei ausgabe.mp4 kopiert.

Aufnahme ansehen

Stellt der Rechner, auf dem die aufgezeichnete Sendung gespeichert ist, Inhalte z.B. per HTTP oder per Freigabe (NFS, SMB) im Netz bereit, genügt zum späteren Ansehen der Sendung ein beliebieges Gerät mit einem der vielen Programme zum Abspielen von Videos.

Stellvertretendend für Programme zum Abspielen von Videos sei hier der Video LAN Client (VLC) [6] genannt, der für alle möglichen Apparate wie Linux-PCs, Macs, Windows-PCs, Mobiltelefone und Tablets mit iOS oder Android gleichermaßen erhältlich ist. Auch wohnzimmertaugliche Abspieler wie z.B. der Raspberry Pi geben die so bereitgestellten Videos klaglos wieder (s. auch nachfolgenden Abschnitt Geräte).

Elektrische Fernsehzeitung

Der Beitrag wäre nicht vollständig ohne eine Möglichkeit zu erwähnen, wie vom Rechner aus das Fernsehprogramm studiert werden kann. Der TV-Browser [7] ist hierfür ein universelles Mittel, das Programm läuft so ziemlich überall und ist an Funktionsvielfalt kaum zu übertreffen.

Geräte

Fernsehgeräte sind heute fast ausschließlich als sogenannte Smart TV erhältlich und erschließen ihren Nutzern neben linearem Fernsehen Inhalte von Streaming-Anbietern, Mediatheken und Livestreams. Die Geräte führen aber stets ein Eigenleben, das für Nutzer nicht transparent und ohne Verzicht auf jene 'smart'-Funktionen schwer zu unterbinden ist.

Eine Alternative ist es, dem Fernseher einen Zuspieler beiseite zu geben. Ein Raspberry Pi ist mit seinen geringen Abmessungen und dem geringen Stromverbrauch dafür ideal. Programme wie Calypso [8] und Tango [9] lassen dann mit geringstem Aufwand ein Gespann von Media-Heimserver und Zuspieler entstehen. Damit kann der Smart TV komplett vom Netz getrennt bleiben, ungewolltes Eigenleben bleibt wirksam unterbunden.

Hinzu kommt mit dieser Variante, dass TV-Empfang via Livestream sowie das Ansehen von Media-Inhalten sehr einfach mit dem Handy gesteuert werden kann.

Fazit

Es gibt eine große Zahl an Programmen, die für Aufzeichnen, Bearbeiten und Ansehen digitaler Fernsehsendungen benutzt werden können. Während es auch umfangreiche, hochintegrierte Komplettlösungen gibt, greift dieser Beitrag Anwendungen heraus, die mit sehr geringem Aufwand zum Ziel führen und weitergehende Möglichkeiten zur individuellen Automatisierung und Konfiguration eröffnen.

Oft ist ohnehin ein Rechner in Betrieb, der irgendwo zuhause als Heimserver dient. Anders als manch andere Lösung benötigt der hier beschriebene Ansatz keinen PC im Wohnzimmer. Ein schlanker Media-Zuspieler [8] genügt und bildet die passende Ergänzung zum Heimserver, der sich zudem mit Tango [9] einfach zur Mediazentrale machen lässt.

Für das reine zeitgesteuerte Aufzeichnen von Inhalten genügt sogar ein einzelner Befehl auf der Kommandozeile eines beliebigen Rechners.

Verweise