Korona

7. Juni 2020

 

foto Krif­tel ist be­kannt für sei­nen Erd­beer­an­bau. In der Sai­son da­für ist bei­spiels­wei­se die Stra­ße zwi­schen Hof­heim und Krif­tel we­gen der Erd­beer­fel­der rings­um und der Ver­kaufs­stän­de zu bei­den Sei­ten als die 'Erd­beer­mei­le' be­kannt.

Ich lie­be Erd­bee­ren. Wir ho­len sehr oft fri­sche beim Bauer gleich um die Ecke, so­bald die Erd­beer­zeit da ist.

Erst heute fiel mir auf, dass es unter den hier verbreitet gepflanzten Sorten neben Clery, Sonata, Darselect und Malwina auch die Sorte Korona gibt. Es war bisher ganz normal, dass nach kurzer Zeit auch diese Sorte reift, etwas später als andere.

Normal ist es auch jetzt noch. Nur fiel mir beim heutigen Kauf ebenjene Sorte in die Hände und da kam dann zwangsläufig dieser Gedanke an das Virus in den Sinn. Eine Schande. Gekauft habe ich die Beeren freilich trotzdem, sie schmecken köstlich.

Warum musste das Virus auch so genannt werden? Hätte man es nicht Herbert oder Klaus nennen oder eine dieser kryptischen Abkürzungen nehmen können? Irgendwie klingt Corona nicht wie ein Virus. Na gut, Herbert oder Klaus auch nicht. Aber dass nun auch die Erdbeeren damit in Verbindung kommen ist doch zum heulen.

Corona nervt. Vielleicht wäre es ein Stimmungsaufheller wenn man einen weltweiten Wettbewerb zur Umbenennung ausriefe? Und wo wir gerade bei Worten sind: Das für mein Empfinden eher häßliche Wort 'ausrotten' ist meine liebste Gedankenverbindung zum Corona-Virus. Ausrotten, ausrotten, ausrotten. Das wäre doch mal etwas für all die Hasserfüllten da draußen: Ladet den Hass doch einfach alle auf das Coronavirus ab. Ausrotten.

Ok, genug der Schmähungen. Wenden wir uns der Fotografie zu, der diese Virus-Zeit ebenfalls den ungewollten Stempel aufdrückt. Nach langem Sträuben konnte ich nicht anders, denn die einsame einzelne Filmrolle, die ich nach längerer Zeit an nur wenigen Gelegenheiten belichtete, kam unlängst vom Labor zurück und ich musste feststellen, dass ausnahmslos Distanz sowie die weitgehende Abwesenheit von Menschen aus allen Bildern spricht.

'Schockschwerenot' dachte ich, was tun?

Die Bilder hätten so natürlich auch ohne Bezug zum Virus entstehen können. Immerhin gibt es mit den Rubriken lebenszeichen oder stille orte auch so bereits viele Fotografien, die ähnlich aussehen, aber ganz anderen Themen folgen.

Und doch ist bei den neuen Bildern eine Tatsache, dass sie in vom Virus geprägten Zeiten entstanden und das haftet ihnen in meinem Kopf nun einmal an. Also hier das Unausweichliche: Die Rubrik 'abstand' wird nach und nach die entsprechenden Aufnahmen ausweisen und auf den Fotoseiten erscheinen, sobald mehr als ein Exemplar von besagter Rolle darin abgelegt ist.

Und jetzt aber wieder zu Erfreulicherem, den Erdbeeren.





 

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