Schockstarre

6. Februar 2020

Die Schockstarre hat sich gerade mal so weit gelöst, dass ich die Finger bewegen und tippen kann. Was ist passiert? Mit Herrn Kemmerich hat sich in Thüringen ein FDP-Politiker mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsident wählen lassen.

Die FDP hat in Thüringen gerade einmal 5% der Wählerstimmen errungen und möchte nun von einem Wählerauftrag faselnd mit der Unterstützung von Faschisten Thüringen regieren. Zur Erinnerung: Der Vorsitzende der FDP Christian Lindner war es, der im November 2017 die Ablehnung einer Jamaika-Koalition mit der Aussage kommentierte, es sei besser nicht zu regieren als mit den Falschen zu regieren. In Thüringen sind die AfD aus Sicht der FDP also offenbar "die Richtigen".

Interessant die ersten Kommentare aus der FDP: Angeblich möchte man nicht mit der AfD zusammenarbeiten, also der Partei, deren Stimmen für diese Ungeheuerlichkeit für die FDP gerade noch unverzichtbar waren. Stattdessen möchte die FDP die Untersützung von CDU, SPD und den Grünen. Also den Parteien, die unmissverständlich eine mit Unterstützung der AfD gewählte Regierung kategorisch ablehnen. Wolfgang Kubicki bestreitet zugleich, dass der FDP nun der Makel anhafte, sich auch mit Stimmen der AfD in Ämter wählen zu lassen.

Vollständiger Realitätsverlust auf allen Seiten. Mir fällt da nur Adorno ein: Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

Nachtrag (6.2.2020): Als ich diesen Beitrag heute morgen schrieb war noch nicht absehbar, wie schnell die FDP sich dem öffentlichen Druck beugen würde. Aber machen wir uns nichts vor. Hier wurde ein ganz erheblicher Schaden angerichtet der, wenn überhaupt, so schnell nicht gut zu machen sein wird.