Kurz

27. Juli 2019

 

foto Es ist schon unheimlich, wie sehr und selbstverständlich mittlerweile jeder nicht nur zunehmend online unterwegs ist sondern dort auch kaum mehr als Kurznachrichten oder eben noch den im Vorbeigehen gemachten Schnappschuss mit der Öffentlichkeit teilt.

Vermutlich kommen die meisten mittlerweile gar nicht mehr aus dem Folgen, Kommentieren und Reagieren auf Kommentare heraus. Da bleibt keine Zeit für nachhaltigere Beschäftigungen. Wo solche noch anzutreffen sind führen sie ein Geisterdasein, das vom Rest der Welt auch wegen des fortwährenden Geprassels an kurzlebigen Updateschnipseln nicht mehr wahrgenommen geschweige denn in Dialoge aufgenommen wird.

So Manchen mag das nicht weiter stören aber mir fehlt inzwischen in doppelter Hinsicht einiges. Nicht nur in der Online-Welt grassiert eine Verflachung. Die Situation strahlt auch auf die reale Welt aus, wo Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, ja sogar das Gespräch mit anderen Menschen in erschreckender Weise an Gehalt einbüßen.

Wo bleiben der ausgedehnte Gedankenaustausch, der gefeilte Ausdruck, das Feilschen um Worte und Nuancen, der Redeschwall?

In der Fotografie greift eine ähnliche Verarmung um sich. Es fehlt die Beschäftigung mit Inhalten. Was soll mir eine Fotografie sagen oder zeigen? Wird mit ihr ein Thema verfolgt und wenn ja, welches? Selbst offenbar mit Anspruch gemachte Bilder scheinen seltsam distanziert und routiniert dahingeknipst ewigen Stereotypen zu folgen während das Selbstbildnis, neudeutsch Selfie das vermutlich beste Beispiel für die allgegenwärtige Themenverknappung sein dürfte.

Zur Ehrenrettung von Letzterem darf freilich angeführt werden, dass es nicht dem Zweck folgt, die Welt der Fotografie zu bereichern, was leider von so manchem anderen Bild nicht behauptet werden kann. Diesem Rest sei anempfohlen: Nehmt euch Zeit und seid ausführlicher.





 

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