Künstlich

26. Januar 2019

 

foto Wie hat Urban Priol es unlängst formuliert? Sinngemäß: Alle Welt befasst sich mit der künstlichen Intelligenz. Wo die natürliche Intelligenz schwindet ist das auch dringend nötig.

Diese sogenannte künstliche Intelligenz hält auch bereits auf dem Kunstmarkt Einzug, was ja zumindest schon rein begrifflich passt. Erstmals wurde ein komplett von einem Rechner 'gemaltes' Bild versteigert. Das Auktionshaus Christie's in New York erzielte für das ursprünglich auf 7.000 bis 10.000 Dollar geschätzte Werk 432.500 Dollar.

Ein Kunsthistoriker hat in einem Gespräch auf 3sat den Vergleich zur Fotografie gezogen, wo wie er sagte mit der Digitalfotografie ja auch eine ganze Reihe digitaler Mechanismen das Bild 'machen' nachdem 'zufällig jemand den Auslöser betätgte'. Sei der Teil mit dem Auslöser eine gewiß provokant gemeinte Wendung ist auch ohne diesen durchaus etwas dran und es darf gefragt werden, wie viel der Künstler eigentlich noch mit 'seinem' Werk zu tun hat.

Wie viel eines vom Rechner erzeugten Bildes oder einer Digitalfotografie ist Kunst und wer ist der Künstler, der Rechner, der Maler, der Fotograf? Und ist es erst Kunst, wenn ein hoher Preis dafür gezahlt wird oder irgendwelche Experten das so sehen? Die 'Kunstwelt' mag sich darüber trefflich auslassen. 

Ich finde andere Dinge wichtig und sie betreffen ausschließlich den Fotografen bzw. den Maler, Bildhauer, Autor. Etwa wie viel Eigenes bringt der Künstler ein, wie und womit arbeitet er, wie gelangt er zum Ergebnis und welches Ergebnis liegt am Ende überhaupt vor.

Es droht andernfalls ein 'Influencer-Effekt' bei dem sich der Schaffensprozeß am Publikum, dessen Kauftendenzen und Beeinflussung orientiert. Daran ist nichts auszusetzen, aber es entfernt sich vom individuellen Werk hin zum Populären und endet letztlich im Beliebigen.

Im vorliegenden Fall des Bildes aus dem Rechner kann eine Frage lauten, inwieweit man das als 'Malen' und 'Gemälde' bezeichnen sollte. Ebenso wie in der Fotografie wird vielleicht bald versucht, 'analoge' Malerei von 'digitaler' zu unterscheiden und ähnlich wie in der Fotografie wird dann in den Raum gestellt, dass sie rein äußerlich in der Gegenüberstellung der Ergebnisse nicht mehr unterscheidbar ist und mithin als gleich anzusehen sei.

Mag ich mich auch in einer schwindenden Minderheit befinden plädiere ich dafür, eine differenziertere Haltung an den Tag zu legen und dies auch in verschiedenen Bezeichnungen zu zeigen. 





 

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