Unbeachtet

17. September 2017

 

foto Fotografien in der Öffentlichkeit enthalten häufig ein Gewimmel von Menschen an belebten Orten. Noch öfter, obwohl selbst gestalteter Lebensraum, zeigen sich diese Orte unbelebt, ein einstmals bevölkertes Gebiet, das von seinen Bewohnern leer zurückgelassen wurde.

Nicht selten kann man in einer großen Stadt umherlaufen ohne mehr als eine Handvoll Zeitgenossen anzutreffen, von kleineren Orten ganz zu schweigen. Begegnungen, die entsprechend befremdlich anmuten, als sei man unvermittelt abgebogen und in einer Parallelwelt gelandet. Die menschliche Präsenz, obgleich in einem riesigen ausschließlich von Menschen gemachten und gestalteten Raum, wirkt in diesem Umfeld seltsam konträr und gibt ein Bild vereinzelter Lebenszeichen in einem für große Städte mit vielen Bewohnern erstaunlich unbelebten Raum ab.

Fotografien solcher Anblicke wirken unspektakulär und bisweilen ein wenig fad. Aber es gibt Momente, die für mich beides beinhalten, einen gewissen nicht näher beschreibbaren kompositorischen Anreiz wie auch einen Ausdruck dieses erwähnten befremdlichen Kontrasts von Leben und Lebensraum. 

Ich sammle solche Gelegenheiten in der Reihe Lebenszeichen. Wie schon verschiedentlich hier im Journal thematisiert ist sie für mich zugleich ein Beispiel, wie Fotografien als Teil einer Bildstrecke mehr bewirken können als die Summe ihrer einzelnen Ansichten. Wo die Bildstrecke mit ihren einzelnen Facetten als Gesamtheit zusätzliche Geltung als Werk entfaltet.

Gerne füge ich dieser Reihe hin und wieder neue Exemplare hinzu, was freilich von der Öffentlichkeit mindestens ebenso unberücksichtigt bleibt wie besagte Form des abhanden gekommenen öffentlichen Beisammenseins. Ein weiterer Anreiz die Reihe fortzusetzen, setzt diese Ignoranz doch den beobachteten Zustand gleichsam fort.

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Bilder:
Frankfurt, Mai 2017
Kodak Portra 400 @ 640, Push 1





 

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