En passant

11. August 2019

 

foto Es gibt da diesen Juwelierladen in Frankfurt. Ich komme vergleichsweise oft daran vorbei wenn ich vom Bahnhof in Richtung Hauptwache unterwegs bin. Nahezu ebenso oft wartet der Juwelier an der Eingangstür seines Geschäfts.

Ich nehme an, dass er der Juwelier ist. Freilich könnte es auch einfach der Verkäufer sein, aber ich glaube, er ist der Juwelier. Jedenfalls steht er fast stets an der Tür und blickt versonnen vor sich hin in einer ihm eigenen Haltung.

Es wird ihm vielleicht jemand zum Unterhalten fehlen, wenn er da so allein in seinem Geschäft auf Kunden wartet. Vermutlich kommt das Geschäft einem mit der Zeit recht stickig vor und draußen vor der Tür frische Luft zu schnappen hat überdies den Vorteil hin und wieder den einen oder anderen Menschen zu sehen, und sei es auch nur so im Vorbeigehen, so wie mich zum Beispiel.

Und ich stellte mir vor, dass ich eine Fotografie mache, wenn ich jemals jemand anderen mit ihm dort stehen sehen würde. Um es kurz zu machen, im März war es schließlich so weit und gesagt getan war die Fotografie dann auch im Kasten.

Ich kam seitdem schon ein ums andere Mal wieder dort entlang. Gewiß ist es auch dem schönen Wetter in dieser Jahreszeit geschuldet, jedenfalls war der Juwelier fast jedesmal wieder an seinem Platz.

Wenn ich es recht bedenke ist es eine Eigenart, die nicht viele Juweliere mit ihm teilen dürften. Nicht, dass ich viele Juweliere kenne. Genau genommen zähle ich keinen zu meinen Bekannten. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass an den Schmuckgeschäften, an denen ich sonst gelegentlich vorbei komme, keine Juweliere an der Tür warten.

Kaum zu verhehlen, dass ich mittlerweile schon überlege, ob er wohl wieder da sein wird noch bevor ich wieder am Ort anlange. Und nahezu jedesmal ist es dann auch der Fall wenngleich sich seither nicht wiederholte, dass jemand ihm Gesellschaft leistete.





 

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