Besinnung

9. Juni 2019

 

foto Im November zog ich nach längerer Pause los um wieder einmal Fotografien bei Dunkelheit zu machen. Der Winter ist abgesehen von der Kälte mit seinem Mangel an Licht eine passende Zeit dafür. Kaum zu glauben dass nun schon wieder mehr als ein halbes Jahr um ist. Während seitdem bereits ein weiteres Weihnachts- und Osterfest hinter sowie der nächste Sommer vor uns liegt sind uns inzwischen wieder hellere Tage beschieden.

Noch immer sind Bilder aus der letzten dunkeln Jahreszeit übrig. Sie erlauben einen Blick zurück und erinnern beispielsweise auch an die Endlichkeit der Unbeschwertheit eines Sommers. Es ist interessant wie Fotografien Erinnerungen in uns wecken, in der Lage sind, ein Lebensgefühl zu transportieren. Erinnerung und Lebensgefühl, zwei wichtige Teile des Wesens der Fotografie.

Vermutlich ein Grund für meine Vorliebe für aus dem Moment heraus gemachte Aufnahmen. Das Alltägliche um uns herum ist authentisch und vielfältig, es aufzunehmen fängt mehr ein als jede gestellte Situation es vermag. Je offener man diesen Eindrücken gegenüber bleibt desto echter wirken die Ergebnisse.

Wie ich so darüber nachdenke kommt es mir vor, als sei in diesem Bereich authentischer Alltagsmomente vieles, was da so auf einschlägigen Fotoseiten zu sehen ist, überstilisiert und gekünstelt. Die Anstrengung, mit der einige Zeitgenossen versuchen, einen gewissen Inhalt zu erreichen, ist vielen Bildern anzusehen und das selbe gilt für den Jubel, der um sie herum entsteht. Das Ganze hat eine eigene Mechanik entwickelt, die gut geölt in immer gleichen Bahnen vor sich hin dieselt, zunehmend weite Kreise sowie mithin mehr und mehr Anhänger in ihren Bann zieht. Originalität, Authentizität sind unterdessen weitgehend abhanden gekommen.

Viel Geschrei um vergleichsweise wenig, der Hype ist in vollem Gange. Die Dauerberieselung mit in immer schrilleren Blickwinkeln und Bildauschnitten aufgenommenen Beliebigkeiten will kein Ende nehmen, fordert immer schneller immer mehr. Für meinen Geschmack täte etwas mehr Besinnlichkeit gut. Aber diese Erkenntnis erfordert ja ebenfalls Besinnung und die sucht man in all diesem Getöse vergeblich.





 

Copyright © Ulrich Hilger, alle Rechte vorbehalten.